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Heilbronner Stadtgeschichte chronologisch
Auszüge – Vollständige Fassung im Stadtarchiv Heilbronn
ca. 30.000 v. Chr
Aus der Altsteinzeit stammt der früheste Nachweis menschlicher Siedlung in Heilbronn: In Neckargartach wurde ein Feuersteinmesser und ein von Menschenhand zertrümmerter Mammutknochen ausgegraben.
seit ca. 4500 v. Chr.
Seit der Jungsteinzeit ist von einer kontinuierlichen Besiedlung des Heilbronner Beckens auszugehen. Siedlungen mit Ackerbau und Viehzucht, „Pfosten“-Häusern, Keramik und Textilherstellung gab es u.a. in Heilbronn, Böckingen und Klingenberg.
3500 – 2500 v. Chr.
Siedlungen der „Großgartacher“ und der „Rössener“ Kultur im Stadtgebiet sowie insbesondere in Leingarten-Großgartach wurden 1898/99 durch den bedeutenden Heilbronner Prähistoriker Alfred Schliz (1849−1915) entdeckt. Aus diesem Zeitraum stammen auch die burgähnlich umwehrten Höhensiedlungen „Hetzenberg“ zwischen Neckargartach und Obereisesheim und „Ebene“ bei Ilsfeld (Michelsberger Kultur).
1800 – 700 v. Chr.
Aus der Bronze- und Urnenfelder-Zeit sind Grabhügel auf dem Schweinsberg, den Neckarterrassen (Böckingen) und bei Klingenberg (u.a. Frauengrab mit wertvollen Schmuckbeigaben) überliefert. Bedeutende Funde wurden auch bei Horkheim (bronzene Schmuckstücke) und Neckargartach (größter Sammelfund von Gußformen in Mitteleuropa) gemacht.
700 – Zeit um Christi Geburt
In der Hallstatt- und der La-Tène-Zeit siedeln als erstes namentlich bekanntes Volk Kelten auch im Heilbronner Becken. Keramikscherben von Siedtöpfen weisen auf frühe Salzgewinnung aus Sole hin. Es ist von einer erstaunlichen Siedlungsdichte und von einem schwunghaften Handel mit Roheisenbarren auszugehen.
um 85/90 n. Chr.
Bei Böckingen wird im Verlauf des Neckar-Limes ein römisches Kastell errichtet. Es finden sich auch zahlreiche römische Villen und Gutshöfe im Heilbronner Raum.
6./7. Jh. n. Chr.
Das Neckargebiet wird in das Frankenreich einbezogen. Reihengräberfelder im heutigen Stadtbereich geben Hinweise auf alamannisch-fränkische Vorläufer-Siedlungen der späteren Stadt Heilbronn.
741
Im Zusammenhang mit der Erstausstattung des Bistums Würzburg wird Heilbronn als „villa Helibrunna“ erstmals erwähnt, ebenso die Michaelsbasilika – die Vorläuferin der heutigen Kilianskirche. Namengebend für die Stadt war eine Quelle nahe der Kirche.Wenige Jahre später wird 766 im Zusammenhang mit der Erwähnung der heutigen Heilbronner Stadtteile Böckingen, Frankenbach und Biberach zum ersten Mal der Weinbau in der Region genannt.
1146
Aus einer Schenkungsurkunde der Uta von Calw an das Kloster Hirsau geht hervor, daß in Heilbronn ein Markt, eine Schiffsanlände mit Kaufmannssiedlung („portus“) sowie Weinberge am Nordberg (Wartberg) existieren. Der Ort besitzt auch die Münzgerechtigkeit.
ca. 1220/30
Durch eine Stiftung der Herren von Dürn erhält der Deutsche Ritterorden im Süden der Stadt fast zwei Hektar Gelände zur Errichtung einer bedeutenden Kommende. 1805 wird diese säkularisiert.
1225
Heilbronn wird erstmals urkundlich als „oppidum Heilecbrunnen“ bezeichnet, d.h. als eine mit Mauern und Gräben umgebene, befestigte Stadt. Zu derselben Zeit wird es auch „civitas“ genannt, d.h. es ist ein mit Verfassung und Stadtrecht versehenes Gemeinwesen.
1281
König Rudolf I. verleiht Heilbronn das erste schriftlich fixierte Stadtrecht. Ein königlicher Vogt ist über die Stadt gesetzt und handhabt den Blutbann. An der Spitze von 12 Ratsmitgliedern („consules“) aus den Ehrbaren steht der Schultheiß („scultetus“) und übt als Stadtrichter die Zivilgerichtsbarkeit aus.
1333
Kaiser Ludwig der Bayer gewährt der Stadt das Recht, den Neckar zu „wenden und zu keren“, wie es für sie am nützlichsten sei, worauf die Heilbronner den Fluß direkt an ihre Stadt heranführen.
1342–1438
Heilbronn erweitert mit dem Erwerb der Dörfer Böckingen, Flein und Frankenbach sein Territorium. Neckargartach, das die Stadt 1341 zum Lehen erhält, geht erst 1754 in ihren Besitz über.
1371
Die neue Verfassung durch Kaiser Karl IV. bedeutet, daß die Stadt mittlerweile Reichsstadt ist und durch einen Rat aus eigenen Reihen regiert wird. Der Streit zwischen den Geschlechtern und den Zünften wegen der Beteiligung der letzteren am Stadtregiment wird beigelegt. Von den jährlich in den Rat zu wählenden 26 Personen sollen je 13 den Geschlechtern bzw. den Handwerkszünften angehören.
2. Hälfte 15. Jh.
Die Kilianskirche wird von einer frühgotischen Säulenbasilika zur gotischen Hallenkirche umgebaut. 1498 wird der Hochaltar von Hans Seyfer, ein Spitzenwerk der spätgotischen Plastik und Altarkunst, im Chor der Kirche aufgestellt.
1519
Götz von Berlichingen lebt 3 Jahre lang als Gefangener des Schwäbischen Bundes in ritterlicher Haft in Heilbronn (in der Herberge „Zur Krone“ des Dietz Wagenmann am Markt). Er wird wegen verweigerter Urfehde für eine Nacht in den (Bollwerks-)Turm gelegt.
1525
Im Bauernkrieg öffnet die Stadt Heilbronn den Aufständischen ihre Tore. Die Bauern plündern u.a. das Deutsche Haus. Im Schöntaler Hof findet ein Bauernkonvent mit Wendel Hipler statt. Jäklein Rorbach aus Böckingen, der Rädelsführer der Unterländer Bauern, wird bei Neckargartach durch Truchsess Georg von Waldburg („Bauernjörg“) verbrannt.
1528
Der dem neuen Glauben zugetane Hans Riesser wird vom Rat zum Bürgermeister gewählt. Damit ist der Reformation, die vom Heilbronner Prediger Johann Lachmann bereits vorbereitet wurde, in der Stadt der Weg geebnet. Der „Heilbronner Katechismus“, der von Lachmann begonnen und von dem lateinischen Schulmeister Kaspar Gretter vollendet wird, ist der zweitälteste in Deutschland.
1529
Der Bau des Kiliansturms (begonnen 1507/13) durch Hans Schweiner wird mit dem Aufstellen des „Männle“ vollendet.
1579–1600
Das gotische, um 1300 errichteten Rathaus wird durch Hans Kurz im Renaissancestil umgebaut. Die prachtvolle Kunstuhr wird 1579/80 von Isaak Habrecht konstruiert und angebracht.
1618–1648
Stadt und reichsstädtische Dörfer erleiden durch viele Plünderungen und Brandschatzungen während des Dreißigjährigen Kriegs schwere materielle Schäden. Heilbronn ist 1631–1634 von den Schweden besetzt, 1634–1647 von kaiserlichen Truppen und 1647–1648 von den Franzosen.
1633 findet der „Heilbronner Konvent“ unter Vorsitz des schwedischen Kanzlers Axel Oxenstierna im „Deutschen Haus“ statt. Es werden Bündnisse zwischen den protestantischen süddeutschen Reichsständen sowie Frankreich und Schweden geschlossen.
1751
Heinrich Friedrich Füger, ein hervorragender Miniaturmaler und Wegbereiter des europäischen Klassizismus auf dem Gebiet der Malerei, wird in Heilbronn geboren (+ 1818 Wien).
2. Hälfte 18. Jh.
Heilbronn erlebt eine geistig-kulturelle Blüte, zu der u.a. die Stadtärzte Dr. Friedrich August Weber, der sich auch als Schriftsteller und als Komponist betätigt, und Dr. Eberhard Gmelin beitragen. Letzterer experimentiert mit dem „Tierischen Magnetismus“ und wird dadurch überregional bekannt.
Wahrscheinlich haben die veröffentlichten Protokolle seiner Experimente mit der Heilung durch Hypnose Heinrich von Kleist dazu bewogen, seinem 1810 uraufgeführten Ritterschauspiel, in dem Hypnose und Übersinnliches eine große Rolle spielen, den Titel „Käthchen von Heilbronn“ zu geben.
1802/03
Durch die Erfolge Napoleons in den seit 1792 geführten Kriegen zwischen dem revolutionären Frankreich und dem Heiligen römischen Reich deutscher Nation wird das linke Rheinufer 1801 an Frankreich abgetreten. Alle dort begüterten deutschen Fürsten und Adeligen erhalten als Gebietsentschädigungen im rechtsrheinischen Deutschland säkularisierten kirchlichen Besitz bzw. die Territorien der bisherige Reichsstädte, die damit ihren Sonderstatus verlieren. Heilbronn wird bereits am 9. September 1802 durch Württembergische Truppen besetzt, de jure aber erst durch den Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803 Württemberg zugeteilt. Die vier reichsstädtischen Dörfer werden zu selbständigen württembergischen Gemeinden.
1842
Der Heilbronner Arzt Julius Robert Mayer (1814−1878) veröffentlicht seine durch Beobachtungen gewonnene Erkenntnis des Gesetzes von der Erhaltung der Energie und ist damit der erste, der dieses Naturgesetz formuliert.
1846
Wilhelm Maybach wird in Heilbronn geboren. Der später als „König der Konstrukteure“ bezeichnete geniale Techniker konstruiert den ersten schnellaufenden Benzinmotor und ist wesentlich an der Entwicklung des modernen „Automobils“ beteiligt (+1929 Stuttgart-Bad Cannstatt).
1891
Erste Fernübertragung von elektrischem Drehstrom durch Oskar von Miller vom Elektrizitätswerk Lauffen zur Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main. Im folgenden Jahr wird Heilbronn mit einer Fernleitung an das Werk Lauffen angebunden und ist damit die erste Stadt der Welt, deren Stromversorgung von außerhalb kommt. Im Jahre 1896 ist Heilbronn mit 58 Fabriken und rund 9000 Arbeitern nach Stuttgart die größte Industriestadt Württembergs. Seit 1885 wird im Salzwerk Heilbronn Salz gefördert.
ab 1942
In den Salzbergwerken von Heilbronn und Kochendorf werden Archivalien und Kunstgegenstände aus Deutschland, Straßburg, Florenz und Venedig eingelagert, wo sie den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überdauern. Einige Stollen werden später für die Auslagerung von kriegswichtiger Industrie vorbereitet. Zu den Arbeiten werden Häftlinge aus den Konzentrationslagern Kochendorf und Neckargartach eingesetzt.
1944
Am 4. Dezember zerstört ein englischer Luftangriff innerhalb einer halben Stunde rund 62 % der Stadt, den Stadtkern völlig. Es sterben über 6500 Menschen, darunter ca. 1000 Kinder unter 10 Jahren.
Nach dem Wiederaufbau der ersten Nachkriegs-Jahrzehnte (abgeschlossen ca. 1970) erinnern heute der Ehrenfriedhof im Köpfertal und die Ehrenhalle im Heilbronner Rathaus an die Opfer von Vernichtung und Krieg.
1953
Festakt anläßlich des Wiederaufbaues des Heilbronner Rathauses (6. Juni). Bundespräsident Theodor Heuss und der württembergische Innenminister Fritz Ulrich werden zu Ehrenbürgern der Stadt ernannt.
1958 wird die neue Festhalle „Harmonie“ an der Allee eingeweiht.
1965
Aufnahme der Städtepartnerschaft mit Béziers (Frankreich). Später folgen die Partnerschaften mit den Städten Port Talbot/Afan (Großbritannien) 1966, Solothurn (Schweiz) 1981, Stockport (Großbritannien) 1982, Frankfurt/Oder (damals DDR) 1988 und Slubice (Polen) 1998.
1970
Mit der Eingemeindung von Klingenberg am 1. Januar wird Heilbronn Großstadt (101.390 Einwohner). Weitere Eingliederungen folgen: Kirchhausen (1. Juli 1972), Biberach (1. Januar 1974), Frankenbach und Horkheim (beide am 1. April 1974). Danach zählt Heilbronn 117.366 Einwohner, darunter über 14.000 Ausländer.
1973
Die Region Franken wird gebildet. Zu ihr gehören neben dem Stadtkreis Heilbronn die Landkreise Heilbronn, Hohenlohekreis, Schwäbisch Hall und Main-Tauber-Kreis (insgesamt über 700.000 Einwohner). Das Oberzentrum Heilbronn wird Sitz des Regionalverbandes.
1998
Die „Gestaltungsoffensive Innenstadt“ beginnt mit dem Umbau der Kaiserstraße, die für die geplante Stadtbahn (Nahverkehrsverbindung zwischen dem Raum Heilbronn und dem Raum Karlsruhe) vorbereitet wird. Durchgehende Züge zwischen Öhringen und Karlsruhe verkehren ab Dezember 2005.
Weitere Schlüsselprojekte sind u.a. die Umgestaltung des alten Industriegebiets im Norden (u. a. „Innovationsfabrik“), die weitere Bebauung des Berliner Platzes (u. a. Komödienhaus, Stadtbibliothek, Jugendmusikschule) und der Umbau der Festhalle Harmonie zum Kongresszentrum.
2005
Mit dem Erwerb ehemaliger Bahn- und Industrieflächen nördlich des Hauptbahnhofs schafft die Stadt die Basis für die weitere städtebauliche Entwicklung.
2009
Die Lern- und Erlebniswelt „experimenta“ öffnet als erstes Science Center im süddeutschen Raum.
2019
In Heilbronn findet die Bundesgartenschau statt. Auf dem ehemaligen Bahn- und Industriegelände nördlich des Hauptbahnhofs entsteht anschließend das neue Stadtviertel Neckarbogen.